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Am Taschachhaus, Teil 3

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Tag 4: 3.7.2012

Früh aufzustehen ist in den Bergen ja normal, lange schlafen eher nicht. So bimmelte der Wecker bereits um 3.15 Uhr. Da der Rucksack am Abend bereits gepackt worden war, ging es schnell nach unten, frühes Frühstück. Zu zweit. Wir waren die einzigen Frühaufsteher an diesem Morgen. Um 4.30 Uhr starteten wir mit dem Licht unserer Stirnlampen in den Nebel. Es war immer noch warm und ich kam auf unserem südsüdöstlichen Weg zum Taschachferner schnell ins Schwitzen. Auf ca. 2600m gabelte sich dieser Weg, wir bogen in südliche Richtung ab und stiegen im Zickzack die Moräne hinauf. Dieser folgten wir weiter in süd-westlicher Richtung zum Urkundsattel. Bevor wir diesen erreichten, mussten wir uns am Gletscher aufrödeln.

Wir zogen Gurt und Steigeisen an und auch das Seil kam zum Einsatz. In weichem Schnee stiegen wir zuerst am Rand des Gletschers die etwa 30° – 35° Passage hinauf und ließen die Gletscherspalten links liegen. Eine Gletscherbegehung zu zweit durchzuführen, ist zwar kein Problem. Wir waren uns aber durchaus im Klaren, dass ein Spaltensturz von einem den anderen in Schwierigkeiten bringen konnte. Es galt also, Gletscherspalten zu vermeiden. Immer wieder schauten wir uns das Gelände an, wir waren mittlerweile oberhalb der Wolken und hatten so bereits gute Sicht. Weiter südlich lag zwar eine nicht schwierig aussehende Stelle, allerdings waren dort Spalten. Aus Sicherheitsgründen war es keine gute Idee, dorther zu gehen, so blieben wir am Rand des Gletschers. Am Urkundsattel auf 3060m Höhe gönnten wir uns eine kleine Trinkpause, ehe wir in süd-östlicher Richtung der Spur zum Taschach Joch folgten.

Morgendliche Aussicht auf den Taschachferner

Morgendliche Aussicht auf den Taschachferner

Vor dem Taschach Joch bogen wir nach Osten ab und erklommen einen weitere steile Passage um ca. 60m auf ca. 3280m. Zuvor aber mussten wir zum ersten Mal kämpfen, denn wir sackten bis zur Hüfte in den durch positive Temperaturen und Regen aufgeweichten Schnee. Das verlangsamte unser Tempo gewaltig und zehrte überproportional an unseren Kräften. Das Einsacken galt besonders für mich, ich war ja deutlich schwerer als Lukas. So langsam mussten wir etwas trinken, denn auch zu wenig Flüssigkeit verlangsamte unser Vorwärtskommen. Auf über 3300m machten wir dann schließlich Rast, tranken und aßen unser Jausenbrot. Im Westen konnten wir die Petersenspitze, den Hinteren Brochkogel und die Wildspitze sehen. Alle drei Berge können über ihre Nordwand bestiegen werden. Es war mittlerweile ca. 10.00 Uhr und trotz Sonne entschieden wir uns zum Rückzug, denn von Süden kamen immer wieder dunkle Wolken und wir wollten nicht vom Wetter überrascht werden.

Zweite Frühstückspause

Zweite FrühstückspausePause

So ging es den gleichen Weg zurück. Aufgrund der Uhrzeit war der Schnee noch weicher als früher am Morgen und wir sackten nun regelmäßiger ein, mal mehr, mal weniger. Beim Abstieg im Sulzschnee rutschte Lukas aus und zog mich mit sich. Mit dem Eispickel gelang es mir aber uns abzufangen, wobei ich die Steigeisen am langen Bein auch zum Bremsen nutze. Das wäre auf Eis nicht gut gewesen! In solchen Situation nimm die Hacken hoch, Bernd! Merken! Interessant war, wie schnell und ruhig wir reagierten.

Zwischenzeitlich sahen wir schon zwei Seilschaften unten am Urkundsattel und wir wollten einmal schauen, ob wir die noch treffen würden und gaben Gas. Daraus wurde aber nichts und so waren wir bei unserer Ankunft am Urkundsattel wieder alleine. Eine letzte Pause, ehe wir in nordwestlicher Richtung zum Sexegertenferner absteigen wollten. Entgegen der Kartenspur verlief die reale Spur in der Gletschermitte. Und das hatte auch seinen Grund, massive Felsstürze von der westlichen Wand des Pitztaler Urkund zu unserer Rechten waren offensichtlich der Grund. Positive Temperaturen waren sicherlich mit von der Partie. So große Blöcke auf den Kopf zu bekommen, nein danke.

Rast am Urkundsattel

Rast am Urkundsattel

Als letzte Schwierigkeit mussten wir den Eisbruch zum Sexegertenferner überwinden. Laut Karte sollte dieser im Osten überwunden werden, das erschien uns aber aufgrund der Spur und der Gegebenheiten vor Ort nicht logisch. Die Spur verloren wir aber, wir trafen auf Blankeis und Spalten. So konsultierten wir nochmals die Karte und versuchten weiter im Osten diese Steilstufe zu überwinden. Das erschien uns nicht gut, denn wir hätten den Gletscherbach überwinden müssen und so versuchten wir es weiter in der Mitte, bis wir an ein wirklich steiles und vom Gletscher mehr oder weniger glatt poliertes Stück Fels kamen. Das erschien uns zu heikel und so kehrten wir um, wieder Richtung Westen, wo wir dann auch die Spur wieder fanden und absteigen konnten. Man kann nicht immer der Karte glauben, es hätte uns sicherlich eine halbe Stunde gespart. Haken wir es ab und nehmen es in unsere gewonnene alpine Erfahrung mit auf.

Zurück ging es dann über die Moräne zurück zum Taschachhaus. Gegen 15.00 Uhr erreichten wir es und wir waren tatsächlich ein müde. Sachen aus und zum Trocknen auf gehangen und ab unter die Dusche.

Abends gab es wieder leckeres Essen und wir konnten zufrieden sein, auch wenn es eigentlich anders geplant war. Ursprünglich wollten wir ja die Nordwand der Petersenspitze besteigen. Da geht man aber zuerst über den Taschachferner und einen Klettersteig hoch, der Zustieg erfolgt also von Norden, nicht von Westen. Aber egal! Auch so war es eine schöne Tour. Die läuft uns ja nicht weg und wir werden sicherlich einmal eine ganze Woche am Taschachhaus verbringen, um nicht nur diese Nordwand zu erklimmen!

Auf Wiedersehen Nordwand der Petersenspitze

Auf Wiedersehen Nordwand der Petersenspitze

Jetzt ergab sich auch die Gelegenheit, sich mit Markus zu unterhalten. Aber auch Christoph, den jungen Bergführer, kannte ich. Und auch Lukas kannte Christoph auch. Beide trafen sich in der Türkei beim Klettern. Christoph traf ich letzten März im Ötztal, er führte eine Skitourengruppe, ich nahm an einer Schneeschuhwanderung durch die Ötztaler Alpen teil. Jetzt konnte ich mich bei Markus endlich mit einem Bier für das Spuren in 2009 zum Ölgrubenjoch bedanken. Es war schön ihn wieder zu sehen und ein wenig zu plaudern. Wir nutzen die Zeit, in der deren Gruppe eine Tourenplanung machen musste. Auch bei ihnen stand die Wildspitze auf dem Programm. Ein ganz schön langer Weg vom Taschachhaus, allerdings nicht so weit, wie von der Braunschweiger Hütte, den ich bereits 2008 als Abschlusstour des Grundkursen Fels/Eis ging. Markus erzählte, dass am kommenden Freitag das beste Wetter zur Besteigung der Wildspitze wäre, vielleicht würden wir uns dort ja wieder treffen. Schön wär’s gewesen!

Taschachtal

Taschachtal

„Zur Wildspitze und retour“ heißt der Teil 4 unserer Hochtour durch die Ötztaler Alpen, den Ihr ab dem 25.10.2012 an dieser Stelle lesen könnt.



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